Presse vor dem 9. Spieltag

Derby in der Fußball-Westfalenliga

Derby in der Fußball-Westfalenliga

Favorit? Nein, Danke! Clarholz empfängt Spexard

Kreis Gütersloh (hoh). Es braucht kein Säbelrasseln und keine Kampfansagen im Vorfeld, die Ausgangslage vor dem Duell am Sonntag (15 Uhr) in der Fußball-Westfalenliga zwischen dem TSV Victoria Clarholz und dem SV Spexard birgt auch so genug Spannung und Brisanz.

Nach dem 0:3 gegen Rödinghausen II am vergangenen Sonntag sagte SVS-Trainer Martin Simov noch auf dem Spielfeld mit gequältem Lächeln und reichlich Sarkasmus: „Das Derby kommt jetzt gerade recht.“ Wieder mal in dieser noch jungen Saison hatte sein ersatzgeschwächtes Team gut mitgehalten und trotzdem verloren, Spexard blieb auf einem Abstiegsplatz. Knapp 20 Kilometer entfernt tummelte sich zeitgleich in Clarholz ein Teil des TSV Victoria dank des spielfreien Wochenendes auf dem großen Erntedankumzug und verlebte einen entspannten Tag – auch dank des 3:0-Siegs eine Woche zuvor in Rödinghausen.

Hier der gebeutelte und mit sechs Punkten aus acht Spielen gestartete SVS, dort der personell nahezu aus dem Vollen schöpfende und mit elf Zählern aus sieben Partien gut in die Saison gekommene TSV Victoria. Die Stimmungslage bei beiden Clubs könnte vor dem Derby unterschiedlicher kaum sein. „Wir sind jetzt erstmal in jedem Spiel der klare Außenseiter, auch am Sonntag“, sagt Simov, der nun auch noch auf Fatih Gürer (Muskelfaseriss) verzichten muss.

Zwar betont der SVS-Trainer ebenfalls, dass er nicht nach Clarholz fahre, „um den Sieg dort zu lassen“, doch Simov hält die Erwartungshaltung bewusst niedrig und gibt die Favoritenrolle gerne ab.

Dieses Spielchen spielt sein Clarholzer Kollege jedoch nicht mit. „Jeder Spieler von Spexard hat den Anspruch, Westfalenliga zu spielen“, betont Christopher Hankemeier. Dann zählt er ein paar Namen des Nachbarn auf: Brück, Gieseker, Kunde, Nepke, Drücker, Lepper, Azrioual – „das sind alles erfahrene Leute, die Qualität haben“, so Hankemeier. Seine Erwartungshaltung bringt er jedoch deutlicher zum Ausdruck als Simov: „In der letzten Saison haben wir beide Derbys verloren, darauf habe ich nicht noch einmal Lust. Wir wollen am Sonntag punkten.“

Eines eint Clarholz und Spexard vor dem direkten Duell: die nächsten Wochen werden richtungsweisend. Die Victoria möchte den Abstand zur Abstiegszone vergrößern, der SVS dieser so schnell wie möglich entfliehen. Ein Derbysieg würde da helfen. Haben kann ihn jedoch nur einer.

 

Derby um den Klassenerhalt

Westfalenligist Victoria Clarholz empfängt am Sonntag den SV Spexard.

Die Innenverteidiger Stefan Kretschmer und Steffen Brück fiebern dem Duell entgegen

Kreis Gütersloh. Am Sonntag stehen sich Victoria Clarholz und der SV Spexard zum siebten Mal in der Fußball-Westfalenliga gegenüber. Stefan Kretschmer und Steffen Brück gehören seit Jahren zu den Leistungsträgern der Derbykontrahenten. Kretschmer (35), beim Landmaschinenhersteller Claas im Controlling beschäftigt, kam in der Saison 2011/2012 vom FC Gütersloh zur Victoria. Brück (25), Maschinenbaustudent an der Universität Bielefeld, wechselte Anfang 2012 vom FCG zum damaligen Landesligisten Spexard. NW-Mitarbeiter Norbert Röwekamp sprach mit den Innenverteidigern.

Was verbinden Sie mit dem Begriff Abstiegskampf?

KRETSCHMER: Das ist für uns jedes Jahr eine Herausforderung, aber bisher haben wir das immer noch hinbekommen. Ich würde mir natürlich wünschen, dieses Mal nicht ganz so weit hineinzurutschen, denn mit Carsten Strickmann und Torhüter Marius Weeke haben wir viel Qualität hinzugewonnen. Aber es bleibt eng.

BRÜCK: Wir formulieren hier in Spexard von Anfang an keine besonders hohen Ziele, obwohl wir das in den Vorjahren mit Platz neun und Platz sieben gut hinbekommen haben. In dieser Saison sind wir breiter aufgestellt, und Rückschläge durch die vielen Verletzten haben wir bisher noch immer gut aufgefangen. Bei unseren Niederlagen waren wir nicht immer die schlechtere Mannschaft. Aber die Spiele, die wir im Vorjahr knapp gewonnen haben, gingen diesmal ebenso knapp verloren. Da fehlte uns häufig das Quäntchen Glück.

Welchem gegnerischem Spieler sollten Sie am Sonntag besondere Aufmerksamkeit widmen?

KRETSCHMER: Gute Frage. Also ich gebe zu, mich mit dem Gegner nicht allzu genau zu beschäftigen. Ich schaue mehr darauf, meine eigene Leistung auf den Platz zu bringen.

BRÜCK: Man kennt sich natürlich, und wir wissen um die Clarholzer Stärken in der Offensive. Die Dreichel-Brüder machen seit Jahren regelmäßig ihre Tore, aber darauf werden wir uns einstellen.

Mit welchem Derby verbinden Sie die positivsten Erinnerungen?

KRETSCHMER: Da war der 4:2-Sieg vor zwei Jahren in Spexard mit den vier Toren durch Eugen Dreichel. Ich war verletzungsbedingt nicht dabei, aber daran erinnere ich mich gern. In negativer Erinnerung habe ich natürlich die 2:3-Heimniederlage ein Jahr später, als wir aus unerfindlichen Gründen eine 2:0-Führung noch aus der Hand gegeben haben.

BRÜCK: Das sind grundsätzlich die Derbys in Clarholz, in denen wir immer gut ausgesehen haben. Der 3:2-Sieg nach 0:2-Rückstand ragt dabei natürlich heraus, zumal ich mit dem Tor zum 2:2 direkten Anteil hatte.

Angesichts der vielen Vereinswechsel, die inzwischen üblich sind, muss man fragen: Hat das Derby für die Spieler tatsächlich eine besondere Bedeutung?

KRETSCHMER: Ich glaube schon. Man kennt den einen oder anderen, und in meinem Fall ist es auch besonders, weil ich gegen einen Trainer Martin Simov spiele. Mit dem habe ich vor Jahren beim SC Wiedenbrück noch gemeinsam unter Jürgen Gessat die Meisterschaft in der Landesliga gefeiert.

BRÜCK: Für mich persönlich schon. Ich bin schon seit Jahren dabei und kenne viele Spieler des Gegners.

Warum gewinnt Ihre Mannschaft das Derby?

KRETSCHMER: Weil wir mit Stricki und Marius viel Qualität hinzugewonnen und in der Summe eine sehr gute Mischung aus Alt und Jung haben. Da sind einerseits die Dreichels, aber auch die Jungen wie Jan Grunwald, Robin Mrozek, Dennis Fischer oder Engin Günej.

BRÜCK: Wir haben schon im letzten Jahr beide Spiele gewonnen, und ich habe die Erfahrung gemacht, dass Druck uns immer gutgetan hat. Wir werden Vollgas geben.

Sie gehören seit Jahren zu den Leistungsträgern im Team. Warum spielen Sie beide „nur“ Westfalenliga?

KRETSCHMER: Das hat zwei Gründe. Erstens berufliche, und zweitens halte ich mich nicht für den überragenden Fußballer. Oberliga war da schon das Maximum für mich. In der Westfalenliga kann ich noch problemlos mitspielen, was ich manchmal angesichts meiner vielen Berufs oder verletzungsbedingten Fehltage beim Training schon außergewöhnlich finde.

BRÜCK: Also der Ehrgeiz ist immer da, aber irgendwie hat das beruflich oder privat nie gepasst. Zurzeit hat die Abgabe meiner Bachelor-Arbeit ohnehin Vorrang, das hat meine Entscheidung schon beeinflusst. Anderseits macht es hier beim SV Spexard einfach Spaß, gemeinsam mit meinen Kumpels Fußball zu spielen.

 

SV Spexard und die Wilde 13

Im Westfalenliga-Derby hält Victoria Clarholz die besseren Karten

Gütersloh (WB). Mit dem Gegner hat sich Martin Simov im Vorfeld keine Sekunde lang beschäftigt. Den Trainer des Fußball-Westfalenligisten SV Spexard quält vor dem Derby bei Victoria Clarholz nur ein einziger Gedanke: Wie bekomme ich am Sonntag eine spielfähige Mannschaft zusammen?

Stand Freitagmittag besteht der Kader der »Spechte« am Holzhof aus genau zwölf Akteuren. »Mir standen gegen Rödinghausen 14 Feldspieler zur Verfügung. Davon können wir jetzt noch einmal drei abziehen«, zählt Simov mit Fatih Gürer, der sich am Dienstag im Training einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hat, sowie Baris Colak (Adduktorenprobleme) und Vincent Hall (Rückenbeschwerden) die nächsten drei Ausfälle auf. Auf der Bank sitzt somit wohl nur Ersatzkeeper Andreas Jakobtorweihen. »Vielleicht bekomme ich irgendwo noch jemanden her und dann fahren wir mit der Wilden 13 nach Clarholz«, unkt Martin Simov, der irgendwie sehen muss, dass sein Tabellen-13. den Anschluss an die vor ihm platzierten Teams nicht verliert. »Wenn wir irgendwann mal wieder komplett sind, traue ich der Mannschaft ohne weiteres zu, die unteren Regionen zu verlassen«, lässt sich der Coach nicht entmutigen und sehnt zunächst einmal das kommende, für den SVS spielfreie Wochenende herbei: »Das ist ein Traum! Ich glaube, da werde ich alle gesunden Jungs in den Wellness-Urlaub schicken.« Dass von den sechs, sieben langzeitverletzten Akteuren im Hinrunden-Endspurt noch jemand zurückkehren wird, daran glaubt Martin Simov indes nicht mehr.

Geradezu paradiesische Zustände herrschen im Vergleich dazu bei Victoria Clarholz. Zwar seien einige Akteure angeschlagen, doch Christopher Hankemeier will sich im Vorfeld des Derbys nicht in die Karten schauen lassen, wer möglicherweise am Sonntag fehlen könnte. Der Victoria, mit elf Zählern auf Platz acht ein gehöriges Stück von der Abstiegszone entfernt, bietet sich im Oktober die große Chance auf ein noch praller gefülltes Punktekonto. Nach Spexard geht es zum Vorletzten SpVg. Beckum, dann kommt am Freitagabend (19. Oktober) Schlusslicht SV Mesum. »Das ist für uns ein sehr wichtiger Monat. Danach werden wir sehen, wohin die Reise geht«, sagt Christopher Hankemeier.

Dem Clarholzer Coach sind die personellen Probleme beim SV Spexard natürlich nicht verborgen geblieben. Speziell aus der vergangenen Saison wisse sein Team jedoch, dass es immer dann Probleme gegeben hat, wenn der Gegner nicht ernst genommen wurde. »Die Mannschaft sollte verstanden haben, dass sie immer dann Schwierigkeiten bekommt, wenn sie nicht bei 100 Prozent ist«, meint Hankemeier. Grundsätzlich habe auch ein geschwächter SV Spexard durchaus seine Qualitäten. »Aber uns ist es egal, wer auf der anderen Seite auf dem Platz steht. Wir wollen jedes Spiel gewinnen und natürlich auch das Derby, denn viele Jungs sind ja miteinander befreundet.«